Alleine gelassene Obstbäume

Im letzten Abschnitt haben sie erfahren, warum ein Großteil der schwäbischen Bevölkerung vor den Zeiten des Wirtschaftswunders auf zusätzliche Erträge ihrer Obstbaumwiesen nicht verzichten wollten. Nun stellen wir uns der Frage weshalb sich Pflegearbeiten positiv auf Fruchtqualität und Gesundheit der Pflanze auswirkt. Wenn man heutzutage durch Streuobstwiesenlandschaften spaziert trifft man häufig auf Obstgehölz, welches seit langer Zeit im Stich gelassen wird. Bei all diesen Bäumen ist auffallend, dass stärkere Äste in viele kleine verquirlte Aststummel enden. All diese kleinen Ästchen waren für ein Jahr fruchttragend, sind dann verholzt und bildeten die Basis für neue Triebe. Das Resultat sind die schon erwähnten verquirlten, morschen und kurz gewachsenen Ästchen. Auch Bäume haben den natürlichen Drang sich fortpflanzen zu wollen. Deshalb werden solche vernachlässigten Bäume bis zu ihrem Absterben immer weiter viele neue Fruchtäste ansetzen. Durch die begrenzten Nährstoffe, welche der Baum über die Wurzeln aus der Erde aufnimmt, ist die Versorgung der unzähligen Triebe problematisch. Die ohnehin meist unterversorgten Bäume müssen die für die Fruchtqualität wichtigen Stoffe wie Phosphat oder Kalium zusätzlich auf die vielen Seitenäste verteilen. Als Ergebnis erhält man kleine und krankheitsanfällige Früchte. Das zweite Problem ist die Versorgung des Baumes über die Blätter. Alle Blüten sind nach ihrer Bestäubung auf eine gewisse Anzahl von Blättern angewiesen. Diese Blätter versorgen ihre nähere Umgebung mit nützlichen Stoffen aus der Luft, wandeln Lichtenergie in lebensnotwendige chemische Energie für die Bäume. Man kann sich leicht vorstellen, dass Bäume mit vielen Trieben und Fruchtknospen nicht alle daraus entstehenden Blätter optimal zur Sonne orientieren können. Es gibt Überbauungen und somit weite Schattenbereiche innerhalb der Baumkrone. Diese dicht verzweigten und schlecht durchlüfteten Gehölze trocknen sehr schlecht. Zusätzlich sind feuchte Bedingungen idealer Nährboden für Pilze und Bakterien. Diese dringen tief ins Holz ein und führen zum Absterben. Es liegt deshalb nahe, dass gerade die beschriebenen ungepflegten Bäume besonders anfällig für solche Krankheiten sind.